PM 22/2016

Konjunkturbericht Gastgewerbe – verhaltener Optimismus

Die Stimmung im Thüringer Gastgewerbe ist insgesamt sehr unterschiedlich zu beurteilen. Die aktuelle Lage wird weitestgehend optimistisch gesehen, jedoch gehen bei der Beurteilung der bevorstehenden Wintersaison die Einschätzungen auseinander. Zum einen zwischen den Unternehmen in Gastronomie und Beherbergungsgewerbe, aber auch zwischen Betrieben in den Thüringer Städten und im Thüringer Wald.

Erfurt, 8. November 2016 / Das Gastgewerbe als Hauptleistungsträger im Thüringer Tourismus steht aktuell vor sehr großen Herausforderungen.

So lag die Zahl der Betriebe 2014, aktuellere Zahlen liegen noch nicht vor, mit 5.147 (1.176 Beherbergungsbetriebe und 3.971 Betriebe in der Gastronomie) weit unter dem Bestand der vergangenen Jahre. Im Jahr 2008 gab es noch 6.819 Betriebe (1.323 Beherbergungsbetriebe und 5.496 Betriebe in der Gastronomie).

Damit hat Thüringen bis ins Jahr 2014 mehr als jeden vierten Betrieb der Gastronomie, also 27,8 Prozent und mit 11,1 Prozent der Betriebe im Beherbergungsgewerbe, jeden zehnten Betrieb verloren.

Die Kleinteiligkeit des Gewerbes kommt vor allem im niedrigen durchschnittlichen Umsatz pro Betrieb zum Ausdruck.

Der Umsatz pro Betriebsstätte, im Durchschnitt jedenfalls, kann  nicht im Ansatz zufriedenstellen. Auch dies ist wieder ein Fazit der aktuellen Konjunkturumfrage.

Im Jahr 2014 erzielten die Unternehmen im Thüringer Gastgewerbe insgesamt einen Umsatz in Höhe von 1,005 Mrd Euro.

Die Umsatzentwicklung im Thüringer Gastgewerbe im ersten Halbjahr 2016 ist nach Angaben des Thüringer Landesamtes für Statistik (TLS) mit einem realen Zuwachs von – 0,2 Prozent wiederum nicht im Ansatz als befriedigend zu bezeichnen. Dies ist insbesondere auch unter dem Aspekt, dass im gleichen Zeitraum, nach Angaben des Statistischen Bundesamtes, der Umsatz im Deutschen Gastgewerbe eine reale Umsatzsteigerung in Höhe 1,2 Prozent zu verzeichnen hat, als zu gering zu bezeichnen.

Auch die nach Angaben des TLS über dem Bundesdurchschnitt im Jahr 2015 liegende Umsatzsteigerung im Thüringer Gastgewerbe in Höhe von real 2,8 Prozent hatte, nicht wirklich ausreichen können, um den Anschluss an das Bundesniveau zu erreichen.

Im Deutschen Gastgewerbe gab es nach Angaben des Bundesamtes für Statistik in 2015 einen  Zuwachs in Höhe von real 1,7 Prozent.

Die 2,8 Prozent Zuwachs in Thüringen entsprechen im Durchschnitt (nach den Zahlen von 2014) pro Betrieb ca. 5.500 €, im deutschen Durchschnitt, liegen die 1,7 Prozent jedoch bei einem Zuwachs pro Betrieb bei 5.700 €, also immer noch 200 € über dem Thüringer Zuwachs.

Das bedeutet leider, dass der Abstand weiter größer wird und der Umsatzzuwachs in Thüringen eben bei weiten nicht im Ansatz ausreichend ist, einen Anschluss an das Bundesniveau bzw. die anderen Bundesländer zu erreichen.

 

Lage und Erwartungen der Thüringer Gastronomie

Nach Auswertung der diesjährigen Konjunkturumfrage im Thüringer Hotel- und Gaststättengewerbe kann konstatiert werden, dass die Stimmung der Thüringer Gastronomen insgesamt auf einem sich positiv entwickelnden Weg ist. Dazu trug der zwar später einsetzende, aber dann dennoch sehr schöne Sommer, der weit in den September hineinreichte, wesentlich bei.

Insgesamt beurteilen 59,5 Prozent und damit sechs von zehn befragten Gastwirten, die Lage mit gut. Im Gegensatz dazu schätzen nur 2,7 Prozent der Gastronomen die vergangene Saison mit schlecht ein. Vor einem Jahr waren dies noch 13 Prozent der Unternehmer in der Thüringer Gastronomie.

Insgesamt kann festgestellt werde,  dass der Index zwischen schlecht und gut von 22,4 Punkten vor einem Jahr, auf einen historisch guten Wert für die Thüringer Gastronomie von 56,8 Punkten angestiegen ist.

Damit kann insgesamt von einer positiven Stimmung in der Thüringer Gastronomie gesprochen werden. Aber, mit Blick auf Einschätzungen der bevorstehenden Saison und insgesamt die Hemmnisse, allen voran die Personalsituation und die immer weiter ausufernde Bürokratie, ist dieser Optimismus als möglicherweise wenig belastbar und damit als nicht tragend zu charakterisieren.

Bei den Einzelindikatoren ist bei der Gästezahl, dem Umsatz und bei den Preisen eine positive Entwicklung zu verzeichnen. Gleichwohl mit 73,1 Prozent der Gastronomen angaben, ihre Preise in der vergangenen Saison gleich gehalten zu haben. Dies freut die Gäste, wird aber gleichzeitig, bei weiter steigenden Kosten, zur Verminderung der ohnehin schon geringen Erträge führen.

Als eine der größten Herausforderungen sehen die Gastronomen im Freistaat die Mitarbeitersituation. Mit 66,8 Prozent haben Zweidrittel der Unternehmer die Mitarbeiterzahl halten können. Dagegen informieren aber 26,3 Prozent der Gastwirte und damit fast jeder vierte der befragten Unternehmer, über  sinkenden Mitarbeiterzahlen. Dies liegt nicht daran, dass Mitarbeiterabbau erfolgte, sondern dass  über massive Probleme  bei der Besetzung von Stellen berichtet wird.

Als angespannt muss die Situation der Erträge in der Gastronomie charakterisiert werden. Es gaben 36,8 Prozent der Gastronomen an, dass die Erträge in der vergangenen Saison gesunken sind. Mit 26,4 Prozent, berichtet ein Viertel  der befragten Gastronomen von gleich bleibendem Ertrag, aber immerhin 36,8 Prozent konnten sich über gestiegene Erträge freuen.

Rubrik

gesunken

gleich

gestiegen

Gästeanzahl

26,3

28,9

44,8

Umsatz

26,3

26,3

47,4

Preise für Speisen und Getränke

0,0

73,7

26,3

Mitarbeiter

26,3

65,8

7,9

Ertrag

36,8

26,4

36,8

Investition

28,9

31,6

39,5

Entwicklung der zurückliegenden Saison im Gaststättengewerbe (Sommer 2016)

Der Ausblick auf die bevorstehende Wintersaison ist bei den Thüringer Gastronomen insgesamt von Optimismus geprägt. Insgesamt hat sich der Saldo zwischen gut und schlecht von – 3 Punkten  noch vor einem Jahr, auf 23,7 Punkte entwickelt, dies ist ein Sprung innerhalb eines Jahres von 26,7 Punkten.

Für die bevorstehende Wintersaison gehen 42,1 Prozent, und damit jeder vierte Unternehmer in der Gastronomie, von einer guten Entwicklung aus. Vor einem Jahr waren dies nur 26,2 Prozent. Demgegenüber stehen  18,4 Prozent der Gastronomen (Vorjahr: 29,2 Prozent), die von einer schlechten Wintersaison ausgehen.

Bei den Einzelindikatoren kommt dies sehr differenziert zum Ausdruck.

Insgesamt geht nämlich die Mehrzahl der Gastronomen im Freistaat Thüringen von eher sinkenden Gästezahlen aus. Leicht positiver wird dagegen die Umsatzentwicklung eingeschätzt. 26,3 Prozent der Gastronomen im Freistaat gehen von steigenden und nur 21,1 Prozent von sinkenden Umsätzen aus.

Jeder fünfte Unternehmer der Thüringer Gastronomie (21,1 Prozent) geht davon aus, dass er seine Preise erhöhen muss.

Als weiterhin sehr große Herausforderung wird die Entwicklung der Mitarbeiter in der Gastronomie eingeschätzt. Mit 31,6 Prozent der Unternehmer, geht ein Drittel davon aus, das die Mitarbeiteranzahl weiter sinken wird. Wenn Mitarbeiter genügend eingestellt werden könnten, ist mit einer positiven Umsatzentwicklung zu rechnen.

Als größtes Problem in der Thüringer Gastronomie wird die Ertragsentwicklung eingeschätzt.  Mit 28,9 Prozent der Thüringer Gastronomen geht fast jeder dritte davon aus, dass der Ertrag, welche ja ohnehin auf einem sehr niedrigen Niveau ist, weiter sinken wird. Demgegenüber stehen nur 7,9 Prozent der befragten Unternehmer, die von einer positiven Ertragsentwicklung ausgehen.

Damit einhergehend bleibt, und dies ist ebenso dramatisch, wenig Raum für Investitionen. Nur 21,1 Prozent der Gastronomen im Freistaat gehen von einer positiven Investitionsentwicklung aus,. Demgegenüber stehen aber auch 42,1 Prozent, die von weiter sinkenden Investitionen ausgehen. Offenkundig hängt dies mit der überwiegend negativ erwarteten Ertragsentwicklung zusammen.

Rubrik

wird sinken

wird gleich bleiben

wird steigen

Gästeanzahl

28,9

47,4

23,7

Umsatz

21,1

52,6

26,3

Preise für Speisen und Getränke

2,6

76,3

21,1

Mitarbeiterzahl

31,6

65,8

2,6

Ertrag

28,9

63,2

7,9

Investition

42,1

36,8

21,1

Erwartungen für die kommende Saison (Winter 2016/2017)

Lage und Erwartungen der Thüringer Hotellerie

Die Thüringer Hoteliers haben, so schätzen sie nach Auswertung der diesjährigen Konjunkturumfrage ein, eine um 4,7 Indexpunkte schlechtere Saison als die Gastronomen  gehabt.

Dies ist insgesamt eher selten zu verzeichnen, erklärt sich aber insbesondere mit dem Stagnieren der aktuellen Thüringer Übernachtungszahlen.

So hatten im ersten Halbjahr 2016, nach Angaben des Thüringer Landesamtes für Statistik (TLS),  die Thüringer Hotels nur 0,3 Prozent Zuwachs bei den Gästeankünften zu verzeichnen und die Übernachtungen sind gegenüber dem Vorjahreszeitraum unverändert geblieben.

Auch zum Ende der Sommersaison änderte sich diese Situation kaum. Im Zeitraum Januar bis August 2016, so die Angaben des TLS, gab es bei den Gästeankünften einen mageren Zuwachs in Höhe von 0,6 Prozent und bei den Übernachtungen einen Zuwachs von nur 0,1 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Im gleichen Zeitraum (Januar bis August 2016) meldet das Statistische Bundesamt für das deutsche Beherbergungsgewerbe eine steigende Zahl der Gästeübernachtungen im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um 2 Prozent.

Auch die insgesamt als unbefriedigend zu charakterisierende Umsatzentwicklung macht den Betrieben im Thüringer Hotelgewerbe zu schaffen und schlägt so direkt auf die Stimmung durch.

Im Vergleich zur Sommersaison 2015 ist der Stimmungsindex im Thüringer Hotelgewerbe von 57,4 Punkten auf 52,1 Punkte gesunken, was aber immer noch einen sehr guten Index darstellt.

Bei den Einzelindikatoren ist eine unterschiedliche Indexentwicklung zu verzeichnen, welche einen positiven Index bei der Zimmerauslastung, den Zimmerpreisen und dem Umsatz zeigt. Demgegenüber steht jedoch ein negativer Index bei der Mitarbeiterzahl, dem Ertrag und den Investitionen.

Mit 44,3 Prozent der Thüringer Hoteliers haben fast die Hälfte der Unternehmer im Sommer eine gestiegene Zimmerauslastung zu verzeichnen. Demgegenüber steht mit 25,7 Prozent, jeder vierte Hotelier, mit einer sinkenden Zimmerauslastung.

Ein Drittel (31,4 Prozent) der Unternehmer im Thüringer Beherbergungsgewerbe haben ihre Preise in der zurückliegenden Saison anheben müssen. 12,9 Prozent berichten aber auch von gesunkenen Preisen.

Bei steigender Auslastung und steigenden Preisen muss auch der Umsatz entsprechend steigen. Davon berichtet mit 49,3 Prozent der Befragten Hoteliers, die Hälfte.

Genau wie bei der Zimmerauslastung musste auch ein Viertel der Unternehmer (24,6 Prozent) Umsatzrückgänge verkraften.

Im Thüringer Beherbergungsgewerbe konnten ¾ der befragten Unternehmer ihren Personalbestand halten, 14,3 Prozent berichten dagegen von sinkenden Mitarbeiterzahlen. Auch in der Thüringer Hotellerie ist leider zu verzeichnen, dass die offenen Stellen seltener und teilweise nicht mit den Fachkräften, die benötigt werden, besetzt werden können.

Die Entwicklung des Ertrages im Thüringer Beherbergungsgewerbe, ist weiterhin, so jedenfalls das Resümee der Konjunkturumfrage, als besorgniserregend zu bezeichnen.

Insofern ist eben leider auch wenig Spielraum für Investitionen, die teilweise erforderlich sind.

Aktuell berichten 4 von 10 befragten Hoteliers (39,7 Prozent) von sinkenden und nur 27,9 Prozent von gestiegenen Erträgen in der zurückliegenden Saison.

Insofern ist zu konstatieren, dass eben die Verbesserung bei der Auslastung, die Erhöhung der Zimmerpreise und der damit einhergehende Umsatzzuwachs, im Durchschnitt jedenfalls nicht ausgereicht haben, die Ertragssituation spürbar zu verbessern.

 Rubrik

gesunken

gleich

gestiegen

Zimmerauslastung

25,7

30,0

44,3

Zimmerpreise

12,9

55,7

31,4

Umsatz

24,6

26,1

49,3

Mitarbeiterzahl

14,3

75,7

10,0

Ertrag

39,7

32,4

27,9

Investitionen

29,9

49,3

20,9

Entwicklung der zurückliegenden Saison im Hotelgewerbe (Sommer 2016)

Für die bevorstehende Wintersaison sind die Thüringer Hoteliers eher verhalten, aber dennoch leicht besser als vor einem Jahr in ihrer Beurteilung. So sehen 59,4 Prozent der Beherbergungsunternehmer nur befriedigende Potenziale und mit 11,6 Prozent, hat jeder zehnte Befragte  gar schlechte Erwartungen für die bevorstehende Wintersaison. 

Damit ist auch die Erwartung der Thüringer Hoteliers um 6,3 Indexpunkte schlechter als die ihrer Kollegen in der Gastronomie.

Noch vor einem Jahr war die Erwartung auf die bevorstehende Wintersaison 2015/2016 in der Thüringer Hotellerie bei 10,7 Indexpunkten. Aktuell steht diese, mit Blick auf die vor uns liegende Wintersaison 2016/2017, bei 17,4 Indexpunkten.

Damit ist eine leichte Verbesserung gegenüber der Einschätzung gegenüber der vor einem Jahr zu verzeichnen, was sich vor allem damit begründet, das im Gegensatz von vor einem Jahr, wo den Ausblick noch 20,4 Hoteliers mit schlecht beurteilten, dies aktuell noch 11,6 Prozent der Hoteliers so einschätzen. 

Bei den einzelnen Indikatoren für die bevorstehende Wintersaison ergibt sich wieder ein sehr differenziertes Bild. Insbesondere folgen die Einschätzungen der Hoteliers für die vor uns liegende Wintersaison, den Erfahrungen der Sommersaison.

So gehen die Mehrzahl der Unternehmer im Thüringer Beherbergungsgewerbe von gleichbleibender Entwicklung bei der Zimmerauslastung (60,0 Prozent), dem Zimmerpreis (71,4 Prozent), dem Umsatz (55,2 Prozent), der Mitarbeiterzahl (79,7Prozent),  dem Ertrag (55,1 Prozent), und den Investitionen (46,3 Prozent) aus.

Jedoch wird dieser Durchschnitt wesentlich beeinflusst von den beiden  Tendenzen der positiven und negativen Entwicklung.

Bei der Zimmerauslastung gehen mit 30 Prozent, ein Drittel der Hoteliers, von einem Sinken gegenüber der Vorsaison aus. Demgegenüber steht nur jeder zehnte Unternehmer im Beherbergungsgewerbe, der von steigender Auslastung ausgeht.

Bei den Zimmerpreisen geht ein Viertel der Hoteliers (24,3 Prozent) von steigenden Zimmerpreisen aus.

Als dramatisch muss die Einschätzung bezüglich der Umsatzentwicklung charakterisiert werden. Leider geht fast jeder dritte Unternehmer (29,9 Prozent) in der Hotellerie von weiter sinkenden Umsätzen aus.

Die Entwicklung des Umsatzes schlägt, so jedenfalls die Einschätzung der Mehrheit der befragten Unternehmer im Beherbergungsgewerbe, direkt auf die Ertragsentwicklung durch.

So gehen mit 39,1 Prozent der Hoteliers, vier von zehn Befragten von einem weiter sinkenden Ertrag aus. Nur 5,8 Prozent rechnen dagegen mit steigenden Erträgen.

 

Die Entwicklung der Mitarbeiterzahl spiegelt sich, so wie die Erfahrungen in der abgelaufenen Saison gemacht wurden, auch in den Einschätzungen zu den Erwartungen auf die kommende Saison, wider. Dabei rechnen 17,4 Prozent der Unternehmer mit weiter sinkenden Mitarbeiterzahlen.

Rubrik

wird sinken

wird gleich bleiben

wird steigen

Zimmerauslastung

30,0

60,0

10,0

Zimmerpreis

4,3

71,4

24,3

Umsatz

29,9

55,2

15,9

Mitarbeiterzahl

17,4

79,7

2,9

Ertrag

39,1

55,1

5,8

Investition

35,8

46,3

17,9

Erwartungen für die kommende Saison (Winter 2016/2017)

08.11.2016