PM 36/2013

Zufriedenstellende Sommersaison im Thüringer Gastgewerbe

Verhaltener Blick in die Zukunft

Erfurt, 27. November 2013 / Mit dem Branchenbericht Gastgewerbe Sommer 2013 - Ausblick Winter 2013/14 stellt der DEHOGA Thüringen e.V. seine Konjunkturbeobachtung des gastgewerblichen Marktes vor.

1. Die Situation im Thüringer Gastgewerbe

Das Thüringer Gastgewerbe steht vor großen Herausforderungen. So ist die Zahl der gastgewerblichen Betriebe in den letzten Jahren rückläufig, die Umsatzentwicklung negativ und damit einhergehend natürlich auch die Entwicklung der Beschäftigten. Dies ist nicht unbedingt ein Zeichen von Abbau von Beschäftigungsverhältnissen, als vielmehr auch das Problem der Nichtbesetzung von Stellen, die für die Angebotserstellung notwendig sind, aber es zunehmend an Bewerbern mangelt.

Das Besetzen der Arbeits- und Ausbildungsplätze ist aber eine zwingende Voraussetzung für eine tragende wirtschaftlich positive Entwicklung. Dabei ist die Diskussion über einen gesetzlichen Mindestlohn jedoch völlig neben der Sache und wenig hilfreich, weil dieser, gerade im kleinteilig geprägten Thüringer Gastgewerbe nicht gezahlt werden kann und zu massiven Preissteigerungen bzw. wenn diese nicht durchsetzbar sind, was vielerorts, insbesondere in kleinen Städten und Dörfern nicht möglich ist, zum weiteren Sterben gastgewerblicher Betriebe führen wird.

Im Thüringer Gastgewerbe sind die Betriebe, im Vergleich zum Bundesgebiet, kleinteilig strukturiert. So gibt es eine Vielzahl von Familienbetrieben, die nicht mehr als 5 Beschäftigte haben.

Die reale Umsatzentwicklung von 2004 zu 2012 liegt im Gastgewerbe insgesamt bei 79,60 %. Die Beschäftigungsentwicklung im gleichen Zeitraum bei 89,48 %.

Der im Jahr 2012 veröffentlichte und auf den Jahresabschlüssen des Jahres 2010 basierende Betriebsvergleich Thüringer Gastgewerbe, ermittelte den Durchschnitts-umsatz pro Betrieb mit 154,4 T€ (2005: 140 T€). Zum Vergleich liegt der Durchschnitts-umsatz in der Bundesrepublik pro gastgewerblichem Betrieb bei 272,7 €.

Die Zahl der Betriebe war im Zeitraum von 2005 zu 2010 kontinuierlich rückläufig (- 8,80 %).

Das Betriebssterben geht dabei weiter. So sind im Zeitraum von 2005 zu 2012 im Beherbergungsgewerbe im Freistaat ca. 75 Betriebe, im Gastgewerbe im gleichen Zeitraum ca. 500 Betriebe geschlossen worden.

Die rückläufige Zahl der Betriebe hat aber auch nicht zu entsprechenden Umsatz-steigerungen beigetragen.

Grundsätzlich schneidet die Beherbergung in der Bewertung, als damit folgerichtig auch der Stimmung, besser ab als die Gastronomie.

Positiv ist zu vermelden, dass die Gästeankünfte von 2005 zu 2012 um 14,73 %, die Gästeübernachtungen im gleichen Zeitraum um 9,44 % gestiegen sind.

2. Konjunkturbefragung - Die Gesamtbeurteilung der Sommersaison 2013

Die Mehrheit der Unternehmer im Thüringer Gaststättengewerbe blickt positiv auf die zurückliegende Sommersaison 2013. So charakterisierten 52,90 % der befragten Gastronomen die Gesamtentwicklung mit befriedigend, 32,80 % und damit 1/3 der Befragten sprachen von einer guten Saison. Nur 14,40 % und damit weniger als jeder 7. der Befragten, sprach bei der Gesamtsituation für seinen Betrieb von einer schlechten Saison.

Im Frühjahr bei der Befragung zur Einschätzung der Wintersaison sprachen 28,50 % und damit fast jeder Dritte noch von einer schlechten Saison. Hier kann also im Gaststättengewerbe von einer sich positiv entwickelnden Sommersaison gesprochen werden.

Insbesondere auch vor dem Hintergrund, dass bei der Frühjahresbefragung noch 1/5 (20,50 %) der Befragten von einer, sich eher schlecht entwickelnden Sommersaison ausgegangen sind.

Ein insgesamt positives Bild ergab sich auch bei der Befragung bezüglich der Gesamtbeurteilung der Sommersaison im Beherbergungsgewerbe. Dort gaben mit 47,70 % und damit weniger als die Hälfte der Befragten an, die Saison sei befriedigend gelaufen. Aber 41,60 % der Hoteliers sprachen von einer guten Saison.

Im Frühjahr dieses Jahres gaben bei der Befragung nach der Einschätzung zur Wintersaison noch 33,00 % und damit 1/3 der Befragten an, es sei eine schlechte Saison gewesen. Die Erwartungshaltung auf die bevorstehende Sommersaison war aus Sicht der Hoteliers im Freistaat (mit vorwiegend 52,00 %) gleichbleibend charakterisiert. Insgesamt ist damit auch die Gesamtsituation besser als erwartet, wenngleich jedoch 12,00 % der Unternehmer im Beherbergungsgewerbe eine ungünstigere Saison erwartet haben und dies immerhin auch 11,30 % der Unternehmer nunmehr so charakterisieren.

Jedoch hinterlassen die problematische Wirtschaftslage und die abschwächende Konjunktur auch im Thüringer Hotel- und Gaststättengewerbe ihre Spuren und lassen den Blick in die kommende Wintersaison deutlich pessimistischer erscheinen.

Darüber hinaus machen schwierige Rahmenbedingungen den Unternehmern in der Branche zu schaffen. Besonders kritisch stellt sich die Ertragssituation der Betriebe dar, wie die Erhebung der DEHOGA Thüringen-Konjunkturumfrage aufzeigt.

3. Konjunkturbefragung - Einzelindikatoren und Ausblick Gastronomie

Beständige Gästezahlen meldeten 42,50 % der Unternehmen. Jedoch verzeichneten auch 35,00 % rückläufige Gästezahlen. Nur 22,40 % der Befragten gaben gestiegene Gästezahlen an.

Für die kommende Saison wird eher eine negative Entwicklung erwartet, so geht fast 1/3 (28,20 %) der Befragten von sinkenden Gästezahlen aus.

Fast identisch mit dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum stellt sich die Umsatzlage in der Gastronomie dar. So berichten 35,10 % der Gastronomen von gesunkenen Umsätzen (Vorjahr: 35,80 %) und 64,90 % von gleichbleibenden bzw. gestiegenen Umsatzzahlen (Vorjahr: 64,20 %).

Die Umsatzerwartung bei den befragten Kollegen ist eher verhalten. So erwarten 54,60 % einen gleichbleibenden und nur 16,70 % einen steigenden Umsatz. Dem gegenüber sprechen mit 28,70 % fast 1/3 der Befragten von der Erwartung eines sinkenden Umsatzes.

Trotz steigender Kosten blieben die Preise in 3/4 (74,10 %) der befragten Unternehmen gleich. Nur 24,70 % der Unternehmer haben in der Sommersaison die Preise erhöht.

Für die bevorstehende Saison wird ein ähnliches Bild erwartet. 75,30 % der Unternehmer gehen von gleichbleibenden und 21,80 % von steigenden Preisen aus.

Aufgrund steigender Kosten und der gedrückten Stimmung sehen die Gastronomen die Ertragsentwicklung eher negativ.

In der Sommersaison berichtete mit 48,30 %, fast jeder zweite der befragten Gastronomen von einem gesunken Ertrag. Demgegenüber stehen nur 14,90 % von einem gestiegen Ertrag.

Mit Blick auf die bevorstehende Wintersaison erwarten die Hälfte der Gastronomen (52,90 %) einen gleichbleibenden, aber auch 39,10 % einen sinkenden Ertrag. Insofern kann dabei schon, insbesondere auch mit Blick auf die derzeitige Ertragslage im Thüringer Gastgewerbe, von einer eher negativen Erwartungshaltung gesprochen werden.

Auch bei den Thüringer Gastronomen werden die hohen Energie- und Betriebskosten neben Personalgewinnung und den Steuern und Sozialabgaben als die größte Belastung im Betriebsalltag empfunden.

Viele Unternehmer hoffen auch weiterhin auf eine steuerliche Gleichbehandlung von Speisen gegenüber dem Lebensmitteleinzelhandel und -handwerk, also mit einer Senkung des Steuersatzes von 19,00 % auf 7,00 %.

4. Konjunkturbefragung - Einzelindikatoren und Ausblick Hotellerie

Insgesamt viel die Beurteilung der Einzelindikatoren in der Thüringer Hotellerie besser aus als in der Gastronomie. Auch der Ausblick in die bevorstehende Wintersaison kann als gedämpft optimistisch bezeichnet werden.

Beim Indikator Zimmerauslastung gaben 37,10 % der befragten Hoteliers in der Sommersaison, eine gesunkene, 37,90 % eine gleichbleibende, aber auch 1/4 (25,00 %) eine gestiegene Auslastung an.

Auch bei den Erwartungen für die bevorstehende Wintersaison gehen die Mehrzahl (61,00 %) von gleich bleibender und sogar 27,00 % von einer sinkenden Zimmerauslastung aus. Nur 12,10 % der Hoteliers erwarten eine steigende Zimmerauslastung.

Ein ganz anderes Bild ergab sich bei den Zimmerpreisen. Hier berichteten 3/4 der Befragten von gleichgebliebenen und nur 17,90 % von gestiegenen Preisen.

Für die bevorstehende Saison rechnen ebenso etwas mehr als 3/4 (78,60 %) mit gleich bleibenden Zimmerpreisen. Nur jeder achte Befragte (12,10 %) rechnet hingegen mit steigenden Zimmerpreisen in der Wintersaison.

Bei der Umsatzentwicklung ergab sich in der Sommersaison ein etwa dreigeteiltes Bild. 38,60 % der Kollegen berichteten von gesunkenen, 32,90 % von gleichgebliebenen Umsätzen. Lediglich 28,60 % der Unternehmen konnten ihren Umsatz erhöhen bzw. stabilisieren.

Ein verändertes Bild ergab sich bei der Erwartungshaltung für die bevorstehende Wintersaison. 58,20 % der befragten Hoteliers rechnen mit gleichbleibenden, etwas mehr als 1/4 (27,70 %) sogar mit sinkenden Umsätzen.

Die Ertragslage bleibt damit auch weiterhin angespannt. Steigende Betriebskosten und wenig Spielraum bei der Preisgestaltung führten bei fast der Hälfte der befragten Hoteliers (47,50 %) zu sinkenden und bei 35,30 % zu gleichbleibenden Erträgen. Nur 17,30 % und damit knapp jeder sechste der Unternehmer in der Hotellerie berichtet von gestiegen Erträgen.

Für die bevorstehende Wintersaison rechnen 39,00 % der Hoteliers mit weiter sinkenden und etwas mehr als der Hälfte der Unternehmer (52,50 %) mit gleichbleibenden Erträgen. Ertragssteigerungen erwarten hingegen lediglich 8,50 % der Beherbergungsbetriebe.

An erster Stelle der benannten Hauptproblemfelder in der Sommersaison 2013 stehen bei den Thüringer Hoteliers nach wie vor die Energiekosten, gefolgt von Personalgewinnung. Aber auch das Thema steigende Betriebskosten bekommt größere Brisanz.

Mit dem Branchenbericht Gastgewerbe Sommer 2013 - Ausblick Winter 2013/14 stellt der DEHOGA Thüringen e.V. seine Konjunkturbeobachtung des gastgewerblichen Marktes vor. Dies wird zeitgleich in ganz Deutschland gemacht und auf Länderebene jeweils ausgewertet. Grundlage für den Branchenbericht sind Befragungen von Hoteliers und Gastronomen in ganz Thüringen, die in Zusammenarbeit mit dem Institut für Management und Tourismus der Fachhochschule Westküste in Heide durchgeführt werden. Für die Analyse werden die Ergebnisse nach den Branchensegmenten Hotellerie und Gastronomie unterteilt und für ausgewählte Konjunkturmerkmale kommentiert. Die Beurteilung der Konjunkturentwicklung bezieht sich auf die Geschäftslage im Zeitraum April 2013 bis September 2013 sowie die Geschäftserwartungen für die Monate Oktober 2013 bis März 2014.

27. November 2013