Kreuch

Fünf Fragen an Bernd Kreuch - Ehrenmitglied DEHOGA Thüringen

Bernd Kreuch war erster Vorsitzender des THÜHOGA Nordthüringen e.V. und war der dritte Präsident des damaligen THÜHOGA als Landesverband nach Fritz Kiem und Rolf Anschütz. Das Gastgewerbe-Magazin sprach mit Bernd Kreuch.

Bernd Kreuch, was war damals Ihre Motivation als Unternehmer, Sie waren bereits zur Wendezeit 1989/1990 selbstständiger Gastronom in Erfurt?
Bernd Kreuch: Alles war neu. Die Wirtschaft entwickelte sich, die Gäste wurden anders. Sie stellten mit Recht höhere Ansprüche.  Man musste neue Wege gehen und jeder Gastronom brauchte Unterstützung in der  Marktwirtschaft. Da waren wir alle der Meinung, dies kann man nur mit einem starken Berufsverband schaffen. Für uns war die Unterstützung für jeden einzelnen und auch die Frage des Gleichgewichts der Vertretung der Interessen in politische Richtung als auch als Sozialpartner gegenüber den Mitarbeitern wichtig.

Was war damals aus der Sicht des Unternehmers Bernd Kreuch die wichtigste Entscheidung den Verband zu gründen?

Angetrieben sind wir von unserem Partnerverband aus Rheinland Pfalz, mit dem damaligen Präsident Alex Jakob und der Betriebsberatung CbG, die uns sehr unterstützt und uns bei den ersten Schritten als Unternehmer und Verband geholfen haben. Bei uns wusste niemand wie Verband funktioniert. Arbeitsgeberverbände waren ja in der DDR verboten. Vieles damals, das muss ich heute rückblickend sagen, war einfacher, denn es wurde gemacht und nicht erst gefragt und viele grundlegende Entscheidungen, auch rechtlicher Natur, waren nicht da, d.h. die Bürokratie war sehr einer Aufbruchsstimmung gewichen, so dass vieles leichter ging.

1993 sind Sie Präsident des damaligen Thüringer Hotel- und Gaststättenverbandes geworden, der seinerzeit von den drei rechtlich-selbstständigen Regionalverbanden getragen wurde. Was waren 3 Jahre nach der Wende für Sie die wichtigsten Ansätze, was umgesetzt werden musste?
Im Laufe der Zeit haben wir gemerkt, dass auch Fehler gemacht wurden. Gehandelt wurde möglicherweise, weil rechtliche Grundlagen nicht da waren, auch nicht immer mit dem nötigen Weitblick. Wir haben eine Vereinssatzung übernommen, in Anlehnung an unsere Partner.  Wir wollten etwas bewegen und das war unser Ziel. Natürlich ging es damals auch um  Gremienbesetzung, Strukturen und Entscheidungen. Es standen die Fragen zum Aufbau des Verbandes einerseits, aber andererseits die Interessenvertretung, die politischen Fragen, Gesetze die im Werden waren und jeder von uns hatte ja auch noch ein eigenes Unternehmen was ihn forderte. Der Verband hatte in der damaligen Zeit eine Wirtschaftstochter. Auch hier ging es um die Frage der Aufgaben, wer macht was. Zum Bespiel Beratungen, Messen und Veranstaltungen – der Verband ging weg von der bloßen Frage der Selbstbeschäftigung, hin zum wirklichen Interessenvertreter.

Was waren die Meilensteine und Herausforderung?
Die Orientierung des Verbandes sich für die Interessen der Mitglieder gegenüber der Politik einzusetzen. Aber auch Werbung für Thüringen, damals  wurde die Thüringer Kirmes veranstaltet, um Thüringen bekannter zu machen. Es wurde sehr viel im Bereich der Betriebsberatung individuell für die einzelnen Mitglieder getan. Der Verband musste auf der einen Seite Dienstleister für die einzelnen Mitglieder sein, hatte die Mitgliedsbeiträge aber nicht in allen Maßen zur Verfügung, um alle Leistungen zu erbringen. Hinzu kam die Herausforderung an die Ehrenämter, wer welche Aufgaben übernimmt. Diese Zeit lässt sich so beschreiben, dass nach den wilden Zeiten des Findens und Aufbaus, die Orientierung auf hoher See erfolgen musste, mit vielen zwischenzeitlichen Untiefen und Wellengang um in der Jahrtausendwende anzukommen. Nach dieser Zeit der Orientierung war 1999/2000 auch die Herausforderung der Vereinigung der drei regional selbstständigen Vereine, was im Jahr 2000 abgeschlossen werden konnte. Im Jahr 2000 erfolgte die Neubesetzung der Geschäftsführung. Seitdem ist Dirk Ellinger im Amt, den ich damals gewinnen konnte, unser Geschäft zu führen.

Aus beruflichen Gründen zog es Sie nach Hamburg. Aus diesem Grund gaben Sie die Präsidentschaft ab und die damalige Vizepräsidentin, Gudrun Münnich, wurde Ihre Nachfolgerin. Wie sehen Sie heute die damalige Entwicklung des Verbandes und wie der Verband heute positioniert ist? 
Eines ist Fakt, seitdem Herr Ellinger den Verband führt, steht alles auf festen Füßen und ist gut positioniert. Damals waren wir mit vielen Sachen konfrontiert, die uns im nach hinein auf die Füße gefallen sind. Auch Gudrun Münnich als unsere Präsidentin ist sehr engagiert – das Präsidium steht hinter ihr und es ist ein gutes Team, welches für die Interessen unserer Branche steht. Wenn ich jetzt z.B. die Geschäftsstelle sehe, ist alles organisiert und strukturiert. Es ist ganz klar, so etwas kann man nicht in den ersten Jahren aufbauen.  Es war ein Entwicklungsprozess, der den Verband geprägt hat und der ihm zu dem gemacht hat, was er heute ist. Er ist ein moderner Dienstleister für seine Mitgliedsunternehmen. Er hat Akzeptanz in Thüringen, im Tourismus, in der Politik und bei seinen Mitgliedern, auch wenn sich die Mitgliederzahl leider noch nicht so positiv entwickelt hat. Es gibt immer noch Unternehmer, die sich zurücklehnen und sich sagen, der Verband wird es schon machen. Dies war damals nicht so. Damals engagierten sich alle. Heute steckt eine gewisse Gleichgültigkeit in der Luft. Ich kann nur alle Unternehmer der Gastronomie- und Hotellerie aufrufen, Mitglied im Verband zu werden, weil das was man an Beitrag zahlt, bekommt man an Leistung überproportional zurück.