PM 05/2023

Das Thüringer Gastgewerbe nach Corona

Erfurt, 13. Juni 2023 / „Das Thüringer Gastgewerbe hat in den Corona-Jahren 2020 und 2021 nahezu jeden fünften Betrieb verloren, aber dennoch spüren wir Hoffnung, insbesondere aufgrund des Umsatzanstiegs und der Entwicklung der Übernachtungen, allerdings ist diese Hoffnung eine fragile, auch vor dem Hintergrund der Fachkräfteproblematik“, so Dirk Ellinger, Hauptgeschäftsführer des DEHOGA Thüringen.

Im Thüringer Gastgewerbe sind nach 2020 und 2021 von den 4.869 Betrieben (im Jahr 2019), zu Beginn des Jahres 2022 noch 3.967 Betriebe geöffnet, d.h. die Gastbranche hat den Verlust von 902 gastgewerbliche Betriebe, welche geschlossen wurden zu verzeichnen. Dies entspricht für den Freistaat Thüringen 18,53 Prozent der Betriebe in 2019. In den kreisfreien Städten waren dies 32,4 Prozent der Betriebe und in den Landkreisen 17,14 Prozent.

„Ob die Schließung“, so Mark A. Kühnelt, Präsident des DEHOGA Thüringen, „wegen der Corona-Pandemie erfolgt ist, lässt sich allerdings belastbar nicht sagen, weil wir neben dieser extremen Herausforderung für unsere Branche, auch das Thema Nachfolge und Fachkräfte schon vor Corona hatten, welches sich aufgrund der Corona-Pandemie wesentlich verschärft hat.“

Der Umsatz eines gastgewerblichen Betriebes betrug im 2019 im Durchschnitt 256.774 €. Geht man dabei von einer Umsatzrentabilität in Höhe von fünf bis acht Prozent aus, so blieb dem gastgewerblichen Unternehmer rund 20 T€, dies ist erheblich weniger als ein durchschnittlicher Mitarbeiter erhält. Dabei muss berücksichtigt werden, dass im Thüringer Gastgewerbe 87 Prozent der Unternehmen kleine Familienunternehmen mit maximal fünf Beschäftigten sind.

Der Gesamtumsatz sank von 2019 (1.250.234 €) im zweiten Pandemiejahr 2021 auf 922.507 €, also um 327.727 € bzw. 27 Prozent (zu 2019).

„Wir sind als Branche sehr dankbar für die Hilfen, welche wir in der Pandemie erhalten haben, sonst würden noch viel mehr Betriebe heute nicht mehr am Markt sein. Mit dem Blick auf die gegenwärtige Situation und dem Blick nach vorn werden wir noch einige Zeit brauchen um das Niveau, zumindest beim Umsatz und den Ergebnissen, von 2019 zu erreichen. Die aktuelle extreme Inflation, insbesondere bei den Energiekosten und den Lebensmittelpreisen, führt im Einkauf zum massiven Kostensteigerungen und auf der Umsatzseite führt die Inflation zur Konsumzurückhaltung bei den Verbrauchern. Da ist es wenig hilfreich mit immer neuen Diskussionen, insbesondere auf Bundesebene, für ein Mehr an Bürokratie und den Zwang zu Investitionen, beispielsweise im Energiebereich, welche wir als Branche schlicht und ergreifend nicht stemmen können, zu sorgen“ so Kühnelt weiter.

In der Gastronomie ist die Zahl der Betriebe im Zeitraum 2019 (3.770) zu 2021 (3.023) um 747, also rund 20 Prozent gesunken. Der Durchschnittsumsatz sank von 231.067 € auf 221.820, also um 25 Prozent (9.247 €).

Im Jahr 2019 waren in der Hotellerie im Freistaat 1.099 Betriebe geöffnet, im Jahr 2021 waren dies noch 944, also 155 Beherbergungsbetriebe weniger. Im gleichen Zeitraum sank auch der Durchschnittsumsatz pro Betrieb von 344.965 € auf 266.889 €, somit 78.076 € (31,5 Prozent) weniger.

 

Seit 2009 wurde fast jeder dritte Betrieb geschlossen

Betrachtet man die langfristige Entwicklung im Thüringer Gastgewerbe (2009 zu 2021), so ist die Zahl der gastgewerblichen Betriebe von 5.726 um 1.759 (- 30,7 Prozent) auf 3.967 gesunken.

Im gleichen Zeitraum ist der Umsatz pro Betrieb von 151.732 € auf 232.545 €, also um 80.800 € (54 Prozent) gestiegen.

 „In den Jahren 2009 bis 2021 haben wir im Freistaat Thüringen fast jeden dritten Betrieb im Gastgewerbe verloren. Damit sind 3 von 10 Betrieben seit 2009 leider nicht mehr am Markt.“, führt Dirk Ellinger aus.

In der Thüringer Gastronomie ist die Zahl der Betriebe von 4.489 im Jahr 2009 auf 3.023 im Jahr 2021, also um 32,66 Prozent gesunken.

Im Beherbergungsgewerbe des Freistaates sank die Zahl der Betriebe von 2009 (1.237) um 293 (23,7 Prozent) auf 944.

Erste aktuelle Zahlen liegen auch für das Jahr 2022 vor. Allerdings ist dies abweichend keine Betrachtung der Betriebe nach Umsatzsteuerstatistik, sondern nach den Unternehmen und den Betriebsstätten der Berufsgenossenschaften Nahrungsmittel und Gastgewerbe.

Das Gastgewerbe im Freistaat Thüringen hat insgesamt während der Corona-Pandemie 2020 bis 2022 (im Vergleich zu 2019) 4,7 Prozent der Unternehmen und 4 Prozent der Betriebsstätten verloren.

„Demnach,“ so Ellinger, „hat es im Jahr 2022 erste positive Entwicklungen bei den Unternehmensgründungen bzw. Gewerbeanmeldungen gegeben, gleichwohl die Zahl der Betriebsstätten mit 2,3 Prozent weiterhin rückläufig war. Dies ist offensichtlich auch aufgrund des Mitarbeitermangels gegenüber dem Jahr 2019 zu konstatieren.“

Mitarbeiteranzahl mit positivem Trend

„Erfreulich ist die Entwicklung bei der Zahl der Mitarbeiter, welche im Jahr 2022, wieder erheblich, nämlich um 27,4 Prozent auf 41.318 angestiegen ist. Dies ist zwar noch nicht das Vor-Corona-Niveau (44.317), aber wir sind dabei auf dem Weg. Ich denke insbesondere unsere Ausbildungsoffensive, die Sicherstellung der Ausbildung während der Pandemie, dies dankenswerter Weise mit Unterstützung des Thüringer Wirtschaftsministeriums und auch durch unseren Tarifabschluss im letzten Jahr, welcher im Jahr 2022 eine gesamte Erhöhung von 16,5 Prozent und in diesem Jahr noch einmal 6 Prozent vorsieht, hat daran einen Anteil“, so Ellinger abschließend.

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