Thüringer Gastgewerbe verzeichnet Gäste- und Umsatzrückgang
Erfurt, 09.02.2024 / Die erhöhte Mehrwertsteuer belastet das Gastgewerbe in Thüringen. Umsatzrückgänge und steigende Kosten stellen die aktuellen Herausforderungen dar. „Nach dem ersten Monat der erhöhten Mehrwertsteuer für Speisen im Gastgewerbe sind die von uns geäußerten Befürchtungen leider auch eingetreten. Die Unternehmer im Thüringer Gastgewerbe haben mit Gäste- und Umsatzrückgängen zu kämpfen“, so Mark A. Kühnelt, Präsident des DEHOGA Thüringen e.V., zusammenfassend der aktuellen Umfrage zur Lage im Gastgewerbe.
Im Durchschnitt verzeichneten die befragten Betriebe einen Umsatzrückgang von neun Prozent im Vergleich Januar 24 zu Januar 23. Im Einzelfall reichte der Rückgang bis 60 Prozent.
Fast 8 von 10 (78,6 Prozent) Unternehmer im Thüringer Gastgewerbe mussten im Zuge der Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel, die Preise für ihre Speisen anpassen,
12,9 Prozent haben gleichbleibende Preise und 8,6 Prozent planen die Erhöhung in absehbarer Zeit.
Gefragt nach den größten aktuellen Herausforderungen für die Unternehmer im Thüringer Gastgewerbe, gaben dreiviertel der Befragten die steigenden Kosten bei Lebensmitteln und Getränken (77,6 Prozent), steigende Personalkosten (74,6 Prozent) und steigende Energiekosten (73,9 Prozent) an. Mehr als zweidrittel der Unternehmer (67,9 Prozent) sehen die gestiegene Mehrwertsteuer und 64,9 Prozent die weiter steigende Bürokratie als aktuelle Probleme. Für mehr als die Hälfte (53,7 Prozent) der Unternehmer ist der Umsatzrückgang eine massive Herausforderung. Insgesamt hatte im Schnitt jeder der befragten Unternehmer mehr als 5 (5,42) Problemfelder für sein Unternehmen identifiziert.
„Dies ist im Vergleich mit bisherigen Umfragen ein sehr hoher Wert und zeigt auch den Handlungsbedarf und unsere Forderungen an die Politik, die eben für die Rahmenbedingungen, welche gerade aktuell nicht stimmen, verantwortlich ist.“, so Kühnelt weiter.
Die allgemeine Kostensteigerung bei den Unternehmen im Thüringer Gastgewerbe von Januar 23 auf Januar 24 lag im Durchschnitt bei den Energiekosten bei 23 Prozent.
Bei den Lebensmitteln sind die Einkaufspreise im gleichen Zeitraum im Durchschnitt um 18,9 Prozent, bei den Mitarbeitern, insbesondere wegen dem aktuell laufenden Tarifvertrag um 13,8 Prozent und bei den Warenkosten für Getränke um 13,2 Prozent gestiegen.
Mit Blick auf die Warenkosten sind aufgrund der CO2-Bereisung und der Erhöhung der Maut weitere Kostensteigerungen bei den Warenbezugskosten angekündigt.
„Die Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Speisen im Gastgewerbe von 7 auf 19 Prozent zwang viele Betriebe zu Preiserhöhungen, um die gestiegenen Kosten zu decken. Dies ist angesichts der knappen Umsatzrentabilität von 4 bis 8 Prozent für viele Familienbetriebe im Thüringer Gastgewerbe nicht anders zu kompensieren. Die Folgen der Mehrwertsteuererhöhung zeigen sich deutlich: 57 Prozent der befragten Unternehmer berichten über weniger Gäste, während 43 Prozent Umsatzrückgänge und 35,9 Prozent Ertragsrückgänge verzeichnen. Die Reaktionen der Betriebe auf die Mehrwertsteuererhöhung sind vielfältig: 65,1 Prozent passen ihre Angebote an, 61,9 Prozent kürzen ihre Investitionspläne, und 36,8 Prozent reduzieren ihre Öffnungszeiten.“, so Dirk Ellinger, Hauptgeschäftsführer des DEHOGA Thüringen.
Dabei ist zu berücksichtigen, das 87 Prozent im Thüringer Gastgewerbe Familienbetriebe sind, die vom Gewinn des Unternehmens ihren Lebensunterhalt, die Altersvorsorge und auch die Tilgung ihrer bestehenden Kredite realisieren müssen.
Mehr als jeder sechste gastgewerbliche Unternehmer in Thüringen (16,2 Prozent) klagt im Januar 2024 über einen geringeren Durchschnittsbon, was selbstredend das Preisbewusstsein der Gäste, welche auch von der Inflation betroffen sind, widerspiegelt.
Der Bundeskanzler hatte im Wahlkampf versprochen, dass die Senkung der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel im Gastgewerbe, wie dies auch in 21 Ländern der EU ist, beibehalten wird, das Ergebnis haben wir seit dem 1. Januar. Der Bundesfinanzminister hatte Steuererhöhungen ausgeschlossen und das Gegenteil gemacht.
„Angesichts der drohenden Betriebsschließungen und des steigenden Drucks durch Bürokratie und Kostenexplosionen fordern wir dringende Gegenmaßnahmen von der Politik. Es ist inakzeptabel, die Verantwortung auf Faktoren wie das Urteil des Bundesverfassungsgerichts abzuwälzen. Und als ob dies alles noch nicht reicht kommt Landwirtschaftsminister Özdemir mit einer Tierwohlabgabe, also bei Lichte einer neuen Steuer daher, die wiederum die Produkte teurer macht und eine Bürokratie nach sich zieht. Die Politik muss handeln, um das Gastgewerbe zu unterstützen, anstatt es weiter zu belasten und dies möglichst zeitnah.“. so Ellinger abschließend.
Die Umfrage
Die Umfrage wurde deutschlandweit vom DEHOGA Bundesverband und den Landesverbänden, so auch dem DEHOGA Thüringen im Zeitraum vom 31.01.2024 bis 05.02. 2024 durchgeführt.